Hermann Kiechl

                                    1931–2000

Geboren am 9. Januar 1931 nach seinem Bruder Rolf.
Hermann Kiechl war verheiratet und hat eine Tochter.

Die Zeit um den Zweiten Weltkrieg war eine schwierige. Sie war mit ein Grund, weshalb der Vater Hermanns früh ausgesprochenen Wunsch, Kunstmaler zu werden, entschieden ab­lehnte. Stattdessen trat Kiechl in die «Illustrationsklasse» Hoffmann – Vieira KGB ein und schloss sie mit besten Noten ab. Fortan bestritt er sein Leben mit Grafik – Illustrationen in diversen Techniken – sowie mit der Dekoration – Schaufenster unter anderem für Migros/Ex libris und Coop. Sein letzter Arbeitgeber war die Firma Kœnig in Dietikon, wo Kiechl sich für Darstellungen in Katalogen und für Fotografie, Layout einsetzte.

Malerfreunde traf er zum Beispiel an der Schule für Gestaltung Zürich. Viele Jahre nahm er Kurse bei Heinrich Müller, Ilg, Mannhart oder Klee.

Kiechl reiste oft und gern. Waren es in seinen jungen Jahren Holland und Schweden, zog er später südliche Länder vor, von denen er hauptsächlich malerisch inspiriert wurde. Er lernte Kultur und auch die Sprache Griechenlands kennen. In seinem Werk befindet sich eine stattliche Zahl Bilder von griechischen Inseln, vor allem von seiner Lieblingsinsel Santorini. Er reiste gerne nach Italien und Frankreich, insbesondere in die Provence.

Während einiger Zeit war Hermann Kiechl zudem selbstständiger Maler, Grafiker und Gestalter. Diese Tätigkeiten wollte er nach seiner Pensio­nierung weiterführen. Sein überraschender Tod vor den Ostern 2000 setzte diesem Plan ein Ende.

Die Malerei Kiechls widerspiegelt einen emotionalen und nicht immer einfachen Menschen. Bis zuletzt war er virtuos in seinem Farbauftrag. Frei und spontan, mitunter experimentierfreudig und frech arbeitete er an seinen Bildern. Mit seiner Helligkeit und Frische bleibt er in seinen Bildern lebendig

 

Junges Talent

Nach eigenen Worten war Hermann Kiechl sich seit dem sechsten Lebensjahr bewusst, dass er «Zeichentalent» hätte. Ausserdem mussten die Skizzen des Kindes irgendwann einmal vor die Augen eines gewissen Cuno Amiet gekommen sein. Seine Farbschatulle mit den eingeritzten Initialen A. C. hinterliess der Namensträger dem förderungswürdigen Jungen. Auf diese Schachtel war er stolz. Amiet, selber lange Zeit in Frankreich aktiv, blieb ihm als Künstlervorbild lebendig. Kiechl zählte sich zu den französisch inspirierten Malern. Er selber hätte liebend gerne eine Pariser Akademie besucht und glaubte daran, diese hätte seine Kunst weitergebracht. Sein Vater liess eine frühe Malerausbildung in diesem Rahmen nicht zu. Was damals nach Jahren der politischen Unsicherheit aus vorwiegend wirtschaftlichen Überlegungen vernünftig erschien.

 

Thema Schwindel

In seiner späteren Ausbildung zum Werbegrafiker holte er sich das Rüstzeug. Er war ein Wunderwerk an Wissen. Handwerklich konnte ihm so leicht keiner etwas vormachen. Denn er beherrschte nicht nur Illustratorisches oder das Maltechnische an sich, sondern war auch praktisch dazu ausgebildet, Lötarbeiten auszuführen, perfekte Bilderrahmen herzustellen und solche zu vergolden. Wie kein anderer perfektionierte er ferner das Bilder Hängen. Rahmen wurden so beschwert, dass sie ins Lot kamen, Unebenheiten wurden ausgekittet und weissgetupft sowie Wandhaken und Ösen mit Tipp-ex unsichtbar gemacht. Apropos vergolden; die berühmteste Nachvergoldung schuf er mit der Restaurierung der Zürcher St.-Peter-Uhrzeiger. Ob das stimmt oder nicht, die Arbeit mussten oben am drehenden Zeiger ausgeführt werden. Ebenfalls ist heute nicht nachweisbar, ob sein derzeitiger Chef ihn auf den Turm gebeten hat, weil er der einzige Schwindelfreie gewesen war.

 

Kluger Kopf

Kiechl verfügte über eine erstaunliches Gedächtnis. Wie kein anderer war er in der Lage, zum Beispiel Namen von Malern hervorzuproduzieren, die in einer bestimmten Art beispielhaft waren. Er listete nicht nur etliche Vertreter dieser oder jener Epoche auf, sondern war um Zeitgenossen nicht weniger verlegen. Zuweilen dachte er sich so sehr in Thema beziehungsweise in eine früher besuchte Ausstellung hinein, dass er in Beschreibungen von Werken und deren Meistern nicht mehr zu bremsen war. Er hob förmlich ab. In seinen Ausführungen liess er sich nicht unterbrechen und legte beliebig noch einen Zacken zu.

 Hermann Kiechl tat sich dergestalt auch über weitere Gebiete auf. Als zeitweiliger Moderator von Jazz-Programmen bei Radio Z in den achtziger Jahren war er in der Lage, über die Grossen der Musikwelt zu erzählen. Wer da in jener Zeit und solchem Ort weshalb mit welchem Instrument tonangebend war. Wehe, Sie sind Jazz-Banause ... Solcherlei Tiraden straften exakt den wehrlosen Schreiber, der aber buchstäblich nicht annähernd entsprechendes Wissen entgegenhalten kann.

 

Der Musiker und Koch

Seine Liebe zur Musik ist genauso tief in seinem Werdegang verwurzelt. Über lange Zeit war der Gestalter auch Musiker. Wie lange er aktiv blieb, ist ungewiss. Eher zog es ihn als Jüngling nach dem Krieg ins Ausland. Hier kam ihm eine weitere Gabe zugute: seine kulinarische Kunst. Auf seinem Trip nach Schweden hatte er wenig Möglichkeiten, Geld zu verdienen. So überzeugte er in mancher Küche mit seinen Handgriffen. Mit vorzüglichen Kenntnissen über Gewürze und Kräuter kam er schliesslich auf seine Rechnung. Und die Bewirteten dazu. Den Vogel abgeschossen hätte er einmal, als er seinen nordischen Freunden erstmals Kastanien vorsetzte. Dass am Ende die Blondschöpfe auf den grossen Schwarzen aus der Schweiz flogen, gestand er ausserdem in einer seiner seltenen pragmatischen Stunden.

 

Der Gefühlsmensch

Vor einem Wachthund konnte er in Panik ausbrechen, im Verkehr über Riegel-Ruedi und über Rot-Grünes sowie über Steuerlast im Allgemeinen schimpfen, jedoch beim Anblick eines kecken Damenhutes oder eines jungen Kätzchens ins Schwärmen geraten. Man wusste bei ihm immer, woran man war. Die Emotionen waren Hermann Kiechl stets nah. Er liess seine Gefühle direkt zu, was für den Einen sympathisch, für den Anderen vielleicht mal flegelhaft war. Aber die meiste Zeit echt. Er hatte manchmal beissenden Spott und freche Argumente bereit, vertrug allerdings selber von beidem bloss homöopathische Dosen.

 

Wie malt Hermann Kiechl?

Der erklärte Bewunderer der Impressionisten, aber auch der Expressiven und weiterer Kunstrichtungen der gegenständlichen Malerei, war dennoch offen gegenüber «Extremen» wie es Nicolas de Staël in seiner bis aufs Minimum reduzierten Formensprache war. Als Vorbild kann auch Amedeo Modigliani gelten. Die grosszügigen Linien und Rhythmen in vorwiegend figürlichen Bildnissen gefielen ihm sehr. Natürlich gibt es noch so manchen Maler, mit dem unser Protagonist verglichen werden könnte. Doch genau das wollte er – wie viele andere nämlich auch – nicht hören.

 Als Figurativer malte er keine Blättli an den Bäumen. Was er bei anderen überhaupt nicht leiden mochte, machte er ihnen vor. Grosszügigkeit. «Was willst du mit dem Drei-Haar-Pinsel? Nimm den, da hast du einen rechten. Den schenke ich dir.» Seiner Interpretation verpasst er oft einen Zug ins Kühle. Kalte Farben, besonders sämtliche Blautöne, waren seine Palette.

 Kiechl war einer der Sorte Maler, die noch hinaus ins Feld gingen. Vor Ort installierte er seine sieben Sachen. Kaum war er bereit, skizzierte er in wenigen Minuten die Situation vor ihm auf die Leinwand. Gerne verwendete er eine riesige Zahl von Farbtuben. Daher finden sich bei ihm reinste und leuchtende Farbtupfer aller Couleur. Und sein Farbauftrag war grosszügig; wenn es ihm gefiel, drückte er schon mal die Farbe aus der Tube direkt auf den Malgrund.

 

Wenn Sie glauben, das sei alles etwas übertrieben, haben Sie vielleicht ganz Recht. Vieles davon werden Sie in Hermann Kiechls Bildern allerdings herausspüren.

Home

Letzte grosse Austellung 2001

Bilder Austellung Langnau 2001

Weitere Bilder anlässlich Schau in Zürich 2005